Boffzen aktiv e.V.: Ein Dorf packt an

Boffzen aktiv e.V.: Ein Dorf packt an

Dorfbewohner schaffen geschützten Lebensraum für bedrohte einheimische Bienenarten

 

Claudia Malt, erste Vorsitzende des Boffzen aktiv e.V., hatte schon länger die Vision, die Gemeinschaft ihres Dorfes zu stärken und zu festigen. Mit der Gründung des Vereins im Februar 2020 wurde die Grundlage dafür geschaffen: durch die Einbindung der Einwohner und die Unterstützung der Gemeinde im Umweltschutz entsteht ein nachhaltiges Gemeinschaftsgefühl. „Dabei zählt vor allem das ‚Wir‘! Ein gemeinschaftliches Miteinander ist uns sehr wichtig. Wir nutzen die Stärken jedes Einzelnen, um gemeinsam etwas verändern zu können“, berichtet Malt. Im Verein treffen mittlerweile 150 kreative Köpfe, engagierte Menschen und Experten für verschiedene Gebiete aufeinander – so beispielsweise auch ein Professor für Landschaftsökologie. Als es darum ging, einen geeigneten Standort für das Projekt zum Schutz einheimischer Insektenarten zu finden, empfahl dieser eine Blühwiese, die verschiedenen Insekten als Nahrungsquelle und Lebensraum dient.

Die Suche nach einer geeigneten Fläche gestaltete sich zunächst jedoch schwierig, da viele Wiesen von den ansässigen Bauern selbst genutzt werden. Doch im April 2020 wurde der Verein dann fündig: die Wiese vor der Grundschule Sollingtor. Diese erschien aufgrund der guten Sonneneinstrahlung als besonders geeignet und gehört der Gemeinde, die sich sofort bereit erklärte, die Wiese zu einer Blühwiese umzugestalten. Somit konnte nur zwei Monate nach Gründung des Vereins die Umsetzung der Projektidee beginnen. Und nicht nur die Anwohner, sondern auch die Bauern des Dorfes halfen mit ihren Gerätschaften bei der Umgestaltung.

Die Vereinsmitglieder des Boffzen aktiv e.V. bestücken die Insektenhotels gemeinsam mit Schüler:innen der Grundschule Sollingtor.

Die Natur bestimmt das Projekt

Als man im Rahmen der Arbeiten Bienen im Boden entdeckte, war schnell klar, dass man den Fokus des Projekts auf den Schutz dieser einheimischen Arten legt. „Die Liebe zu den Bienen entstand zufällig aus dem Projekt heraus“, erklärt Malt lachend. Neben der Gehörnten Mauerbiene sind an diesem Standort auch Frühjahrs-Sandbienen und andere Arten zu finden, die teilweise vom Aussterben bedroht sind und nun einen geschützten Lebensraum erhalten, in dem sie sich ansiedeln und ausbreiten können. Die Wiese wurde von den Dorfbewohnern insgesamt sehr gut angenommen, auch wenn es kleinere Kritikpunkte von Einzelnen gab: „Bei einer Blühwiese ist es nun mal so, dass am Ende der Blühsaison die Pflanzen verblühen und nicht mehr so schön aussehen. Dafür erstrahlen sie im Sommer in vielen verschiedenen Farben“, erklärt die 1. Vorsitzende. Außerdem bieten die verblühten Pflanzenreste den Insekten einen Platz zum Überwintern, sodass die Blühwiese das ganze Jahr über einen Schutzzweck erfüllen kann.

Die Insektenhotels wurden von den Beteiligten kreativ gestaltet.

Gemeinsam unschlagbar

Neben den einheimischen Bauern engagierte sich auch die ortsansässige Zimmerei Beineke-Holzbau für das Projekt, indem sie ein „Wildbienenhotel“ herstellten, das nun am Eingang der Grundschule steht und den Bienen als Zuhause dient. So können die Schüler:innen das Hotel aus nächster Nähe beobachten und etwas über das Leben der Insekten lernen. Neben dem Wildbienenhotel wurden noch einige Nistkästen aufgestellt, die vom Verein selbst hergestellt und von den Grundschülerinnen und -schülern fleißig im Werkunterricht gebaut werden. „Die Zusammenarbeit mit der Grundschule Sollingtor hilft uns nicht nur bei der Herstellung von Nestern für den Bienennachwuchs, sondern nimmt den Kindern auch die Angst vor den Bienen. Dafür vermitteln Mitglieder des Vereins in kleinen Lehreinheiten innerhalb des Grundschulunterrichts viele Informationen über Wildbienen und Insekten sowie deren Lebensräume“, freut sich der Verein Boffzen aktiv über die lehrreiche Zusammenarbeit. Zukünftig sind auch Schulungen und Veranstaltungen für die Bevölkerung geplant, um in die spannende Welt der Wildbienen einzutauchen und darüber aufzuklären, wie wichtig die Bienen für unser Zusammenleben und das Ökosystem sind.

Gemeinsam mehr erreichen

Typisch Dorf verbreiten sich Informationen auch in Boffzen sehr schnell, sodass die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK), die mit einer kleinen Filiale ansässig ist, auf das Bienenschutz-Projekt aufmerksam wurde. Nach einem Gespräch mit der Kassenwartin des Vereins, Heike Komnick, einigte man sich auf eine Zusammenarbeit, sodass die BLSK die Blühwiese bereits 2021 mit einer Spende für Blumenzwiebeln und in diesem Jahr mit einer Ausschüttung aus dem Löwen+ Fonds in Höhe von 1.000 Euro unterstützte. „Regionale Projekte liegen uns sehr am Herzen und gerade ein Projekt wie der Schutz der einheimischen Wildbienen, die für die Natur so wichtig sind, unterstützen wir mit großer Freude“, erklärt Ron Große, Experte für nachhaltige Geldanlagen bei der Braunschweigischen Landessparkasse. „Wir wünschen uns, dass sich viele der bedrohten Arten in Boffzen niederlassen und das Dorfleben bereichern.“
Weitere Informationen zur Arbeit des Boffzen aktiv e.V. sind unter www.boffzen-aktiv.de zu finden.

Fotos: oh/Boffzen aktiv e.V.

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